Samstag, 26. Mai 2007
Wer über Doping sendet, denkt nicht an den Hackerparagraphen
Auch Bjarne Riis gesteht Doping

Wie erwartet hat auch Bjarne Riis am Freitag gestanden, in seiner aktiven Zeit als Radsportler zwischen 1993 und 1998 Doping betrieben zu haben. Keine Tränen diesmal wie gestern eindrucksvoll bei Erik Zabel, trotzdem eine Bombe, denn möglicherweise droht ihm nun die Aberkennung seines Sieges bei der Tour de France 1996.

Ich denke, dass es zwei Aspekte gibt, die in den letzten Tagen dazu geführt haben, dass nun so intensiv über Doping im Radsport berichtet wird. Zum einen ist die Riege der Journalisten, die stets positiv über den Radsport berichtet haben, nicht mehr so an der Macht wie seit Mitte der 1990er Jahre. Man erinnere sich an einen Sportjournalisten, der Veranstaltungen der Telekom moderierte und die Biographie von Jan Ullrich verfasst hat. Das kann man mit zu großer Nähe zu den Akteuren beschreiben, über die man beruflich berichtet. Sollte man als Journalist nicht haben. Redakteure des Spiegel, die bereits 1999 genau das berichtet haben, was nun an die Öffentlichkeit kommt, standen seinerzeit alleine da.

Eine andere Sache ist, dass gerade bei Jugendlichen Doping in Mode gekommen ist. 12jährige spritzen sich Amphetamine und Testosteron, um dicke Muskeln zu bekommen, weil nichts im Hirn steckt. Einige Leute haben vielleicht endlich begriffen, dass man die Gefahren der Chemie im Körper nicht mehr totschweigen darf. Und das Bodybuilding ist da noch eine andere Kiste.

Wann gesteht Schwarzenegger?

Und vielleicht noch eine andere Sache. Die Berichterstattung über den Radsport drängt Themen wie den Bundestrojaner, das Demonstrationsverbot in Heiligendamm, den Hackerparagraphen und die Vorratsdatenspeicherung in den Hintergrund. Heimlich, still und leise verabschieden die deutschen Politiker Gesetze, von denen sie keine Ahnung haben und die zu einer Gefahr für jeden Bundesbürger werden.

Denn Rechner in Deutschland werden bald vollkommen ungeschützt vor Angriffen aus dem Internet sein. Deutsche IT-Firmen dürfen keine Systeme mehr auf ihre Sicherheit testen, weil der Einsatz der Programme dazu nun unter Strafe steht. Jeder von uns wird darunter leiden. Tausende von Arbeitsplätzen gehen verloren. Millionen von Windows-Kisten werden die größten Botnetze der Welt bilden und Trillionen von Spam-Mails verschicken. Und Schäuble kann sich jeden Rechner jedes Deutschen ansehen.

Genug, worüber man sich ärgern kann.

Bjarne Riis kann der Sieg bei der Tour de France 1996 offiziell nicht mehr aberkannt werden, da dies nach acht Jahren verjährt ist. Nun, und wenn dem doch so sein sollte, dann kann ihn der Zweitplatzierte bekommen.

Das war Jan Ullrich.

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