Donnerstag, 29. März 2007
Das Urlaubstagebuch (1)
Erster Tag: Montag

Der Tag fing gut an. Nach einem Wochenende der Gelage am Niederrhein erst spät aufstehen. Beim ersten Kaffee des Tages Gedanken zum Drehbuch. Wie lasse ist es enden? Der mutmaßliche Kriegsverbrecher findet sein mutmaßliches Opfer, sie stehen sich 55 Jahre danach gegenüber. Und sie finden zueinander. Aber wie geht die Geschichte zu Ende? Stürzt jetzt ein Flugzeug auf alle ab? Geht Tschernobyl noch einmal hoch? Schließlich spielt das in der Ukraine. Ich weiß es noch nicht.

Dann die erste Expedition des Tages. Nach Obi. Mein erster Akkuschrauber. Jeder Mann sollte schließlich einen besitzen! Obwohl das etwas für Weicheier ist. Wenn ich noch an den Muskelkater denke, den ich nach der Montage des Schreibtischs hatte, in dem kein einziges Loch für die Schrauben vorgebohrt war...

Gegen Mittag dann zum Ebertplatz. Ein Blick in die Zukunft: Was für ein schönes Leben ist das doch mit Hartz IV! Dort saßen sie wieder, die Gesichter, wie ich sie seit Jahren kenne. Ist doch wirklich ein schönes Leben: Du brauchst dich nicht darum zu kümmern, woher das Geld für die Miete, Rentenversicherung, Autoversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, Miete, Immobilienfinanzierung, Tiefgaragenstellplatz, Jobticket nehmen sollst, nein, alles zahlt der Staat. Hab ich mir letztens mal durchgerechnet. Mit Hartz IV hätte ich mehr Geld zum Leben, als mir mit meinem durchschnittlichen Angestelltengehalt nun zur Verfügung steht. Geld, das man uns verweigert hatte. Wie sagte die Frau auf dem Bezirksamt noch, letztes, als ich mich für eine selbst finanzierte Weiterbildung entschieden hatte, die den Staat keinen Pfennig gekostet hatte? Dann gehen sie doch putzen! Eine Aussiedlerin bekam gleich Geld. Wir nicht.

Aber lassen wir das Thema. Ich kenne viele Leute aus dieser Zielgruppe seit Jahrzehnten. Es gibt ein schöneres Leben als das in der Sozialhilfe. Platte machen ist vielleicht im Sommer ganz schön. Und niemals die Ergebnisse der eigenen Arbeit sehen, frustriert.

Und am Abend der dritte Teil der Expedition: Ein Gang ans Rheinufer. Die Stelle, an der Erika S. den Pflock einer Armbrust in die Brust geschossen bekommt. Heute ginge das nicht so unauffällig. Denn im Niehler Hafen liegen jede Menge Schiffe. Auf dem Rhein selber liegen sechs Binnenschiffe vor Anker. Und alles nur, weil der Kapitän der „Excelsior“ in Höhe Porz bei einem Wendemanöver auf dem Rhein seine Container nicht richtig gesichert hatte und 31 davon über Bord gegangen sind.

Morgen stehen weitere Expeditionen an. Zur Autowaschanlage. Zu Lidl. Und zum TÜV.

Und was mache ich jetzt mit dem Sobeck in der Ukraine?

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